KryptoKids Logo

Fachtag

Demokratiekompetenz im digitalen Zeitalter -
(Medien-)Pädagogische Ansätze für eine junge Zielgruppe

Gruppenbild KryptoKids im Design von KryptoKids und das geheime Netzwerk.

Vom 14.-15. März 2024 hat in Berlin der Fachtag “Demokratiekompetenz im digitalen Zeitalter – (Medien-)Pädagogische Ansätze für eine junge Zielgruppe” zum Abschluss des Projekts “KryptoKids und das geheime Netzwerk” stattgefunden. Das Projekt wurde durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gefördert und von der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW (fjmk NRW) durchgeführt. In den Räumlichkeiten des NH Hotel Alexanderplatz fanden über 2 Tage hinweg 55 Personen aus der politischen Bildung, aus (medien-) pädagogischen Kontexten und anderen dazugehörigen Kontexten zusammen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Karolina Albrich, Fachbereichsleiterin für den Bereich Kreative Medien der fjmk NRW.

Den Auftakt bildete das Grußwort von Hanna Marzinkowski, Referentin im Fachbereich politische Bildung und soziale Medien der Bundeszentrale für politische Bildung, die die Förderlinie “Demokratie im Netz” zusammen mit Tobias Fernholz verantwortet. Die Förderlinie förderte Projekte, die sich der Prävention gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit widmen und die Partizipation im digitalen Raum anregen. Hanna Marzinkowski betont außerdem die Relevanz von sowohl digitalen, als auch analogen Maßnahmen, um Demokratie im Netz zu fördern. Herausforderungen bilden dabei unter anderem die Einbeziehung der Zielgruppen, die Bereitschaft, neue Formate auszuprobieren und eine kontinuierliche Förderung von Projekten.

Keynote: Sally Hohnstein

Sally Hohnstein (Deutsches Jugendinstitut e. V.) zeigte mit ihrer Keynote “Digitalität in Demokratiebildung und Extremismusprävention: Ansatzpunkte und Herausforderungen” die Relevanz von digitalen bzw. digital-analogen Angeboten zur Demokratieförderung auf. Digital und Analog sind in den Lebenswelten junger Menschen stark miteinander verwoben, gleichzeitig verstärken sich demokratiefördernde Netzphänomene. Junge Menschen begegnen diesen unweigerlich im digitalen Raum, woraus sich ein hoher Bedarf für pädagogische Praktiken und Formate zur Stärkung demokratischer Werte ergibt. Anschließend veranschaulichte Sally Hohnstein die vielfältigen Perspektiven, aus welchen diese Aufgabenstellung im deutschen Raum bearbeitet wird. Ihre Beispiele reichten von Bildungsarbeit über Beratungsstellen bis hin zu digitalen Anwendungen wie Serious Games. Jedoch sei Digitalität in Demokratiebildung und Extremismusprävention nach wie vor ein Erprobungsraum: Es sei notwendig, neue Formate auszuprobieren und gleichermaßen verfügbare Bildungsangebote zu etablieren.

 

Keynote: Elena Pohl

Elena Pohl (ehm. LMU München) vertiefte in ihrer Keynote “Was ich weiß, schützt mich- schützt mich nicht? Extremismusbezogene Medienkompetenzen Jugendlicher angesichts islamistischer Propaganda auf Instagram” die Ergebnisse ihrer gleichnamigen explorativen, qualitativen Studie mit Claudia Riesmeyer und die daraus resultierenden Herausforderungen und Handlungsempfehlungen für die Radikalisierungsprävention. Islamistische Propaganda findet vermehrt über soziale Medien statt, da diese ein scheinbar unendliches Publikum bei gleichzeitiger wahrung der Anonymität bietet. Jugendliche sind dabei besonders vulnerabel, da sie sich in einer Orientierungsphase befinden. Teilweise ist bei ihnen bereits das Wissen über islamistische Propaganda vorhanden ,allerdings bleibt der Transfer aus diversen Gründen eine Herausforderung. Wichtig ist daher die Vermittlung von Skills, die über das formale Wissen hinausgehen und die Unterstützung der Jugendlichen bei der Erkennung und Bewertung solcher Inhalte.

Workshops und Projekte

Isso! Es braucht mehr als Fakten und Kritik: (Des-) Information im Medienhandeln junger Menschen und medienpädagogische Methoden für die Arbeit gegen “Fake News”

(JFF – Institut für Medienpädagogik)

Nach einer kurzen Einführung zum Thema Desinformation gab Georg Materna einen Einblick in das Informationsverhalten Jugendlicher. Anhand der eigens durchgeführten Studie veranschaulichte er die Relevanz verschiedener Informationsquellen im Leben Jugendlicher – wie die Familie, Social Media oder Massenmedien – und wie diese auch nach Thema variieren können. Die präventive Arbeit gegen Desinformation gewinnt besonders im Hinblick auf die Information über Social Media an Bedeutung, da die Inhalte durch Bearbeitung und Rekontextualisierung die Betrachtenden beeinflussen. Wichtige Strategien gegen Desinformation sind daher nicht nur klassische Faktenchecks, sondern auch die Sensibilisierung für Manipulationstechniken und die Reflexion eigener Werte. Im Workshop wurden diverse Methoden zur Sensibilisierung für Desinformationen ausprobiert. Diese sind auf der Projektwebseite zu finden:

https://rise-jugendkultur.de/isso/

Gaming und Rechtsextremismus (GaRex): Level up for democracy! Ein Starterkit gegen Hass und Rechtsextremismus im Gaming für Multiplikator*innen

(Violence Prevention Network)​

Als wichtiger Teil der Lebensrealität Jugendlicher sind digitale Spiele ebenfalls für die pädagogische Arbeit relevant geworden. Games bieten viele Chancen für die Arbeit mit Jugendlichen, allerdings treten Jugendliche auf Spieleplattformen mit anderen Menschen in Kontakt und begegnen dort auch Hass und Hetze sowie rechtsextremen Inhalten. Jamina Diel vom Projekt GaRex stellte drei Methoden des Projekts vor, die für den Einsatz im pädagogischen Kontext – insbesondere der Schule – entwickelt wurden: Dabei handelt es sich um ein Mini-Game im Browser, ein interaktives Video und ein kurzes Online-Training.

Darüber hinaus hat das Projekt E-Learning-Module entwickelt, die einen niedrigschwelligen Einstieg für Fachkräfte in das Thema Games und Rechtsextremismus geben. Die E-Learning-Module sowie die Methoden sind auf der Projektwebseite zu finden:

https://gaming-rechtsextremismus.de

AntiAnti: Prävention von Online-Radikalisierung

(medialepfade.org – Verein für Medienbildung)

Lara Niederberger führte zunächst die Teilnehmenden in den Phänomenbereich Online-Radikalisierung ein. Sie zeigt, dass antidemokratische Akteur*innen TikTok und andere Soziale Netzwerke aktiv nutzen, um ihre Ideologien zu verbreiten und eine Verbindung zum potentiellen Publikum herzustellen. Sie nutzen Strategien, um den Algorithmus der Plattformen für sich zu nutzen oder bestimmte Schutzmechanismen zu umgehen. So werden zum Beispiel Trends genutzt, sich über Hashtags verbunden oder Emojis als Ersatz für Symbole oder Wörter genutzt. Oft wird auch an jugendweltliche Themen wie Klimaschutz angeknüpft. Im Workshop hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, diverse Methoden auszuprobieren. Einige der Methoden sind ebenfalls auf der Projektwebsite zu finden:

https://wirsindantianti.org/materialien/methoden/

Demokratie-Profis in Ausbildung! Politische Bildung mit Kindern: Selbstkritisch & partizipativ - Politische Bildung mit Kindern im Grundschulalter

(Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e.V.)

“Was ist politische Bildung?” mit dieser Frage und einem kurzen Input startete Referentin Jasmin-Marei Christen ihren Workshop. Sie macht ganz zu Beginn erstmal deutlich, dass es darum geht, Räume zu bieten, in denen eine eigene Position entwickelt, Macht- und Herrschaftsverhältnisse erkannt und Selbstwirksamkeit erfahren wird. In eben dieser politischen Bildung, so stellt sie fest, fehlen häufig Angebote für Jüngere (6-12) Jahre. Deshalb ist die Methode aus dem Projekt, die die Teilnehmenden im Workshop ausprobieren konnten, darauf ausgelegt, Fachkräfte zu sensibilisieren, Politische Bildung kindergerecht zu gestalten und Kindern ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse zuzugestehen. Der Fokus des Spiels “Halt!(ung) Erinnern. Diskutieren. Ändern.” liegt auf einem Austausch zu Adultismus, da dies eine Diskriminierungsform ist, welche wir alle in unserem Leben einmal erfahren und dient der Haltungsarbeit und Selbstreflektion zum Kind-Sein und zur Arbeit mit Kindern. Die Teilnehmenden erhielten im Anschluss an den Input 30 Minuten Zeit, um das Spiel in 2 Kleingruppen auszuprobieren. Mehr zum Projekt und Neuigkeiten rund um die Veröffentlichung des Spiels sowie Veranstaltungshinweise finden sich hier:

https://demokratie-profis.adb.de/projekt/

Exit Echokammer: “Das steht doch so im Internet!” – Digital Empowerment für junge Menschen

(Haus Neuland)

Janika Hoppe eröffnete ihren Diskussions- und Austauschraum am Fachtag mit einer kurzen Projektvorstellung. Sie stellte zunächst die Ausgangslage dar, aus welcher heraus das Projekt ins Leben gerufen wurde: Die Zunahme von problematischen Inhalten im digitalen Medien und gleichzeitig die Zunahme einer jüngeren Nutzer*innengruppe. Darauf folgte ein kurzer inhaltlicher Einstieg zu rechtsextremistischen Strategien und wie sich diese mittlerweile hinter weiblichen Aktivistinnen, dem Aufbau parasozialer Interaktion und ästhetischem Lifestyle Content verbergen. Sie brachte für die Workshop-Teilnehmenden verschiedene Methoden mit, welche der Sensibilisierung dienen können oder Gegenstrategien darstellen. unter den Methoden, die die Teilnehmenden ausprobieren konnten, waren Influencing Steckbriefe, um zu lernen, woran man rechte Influencer*innen erkennt, Stille Post für Jüngere zum Thema Meinungsmache und ein Meme-Ranking zu Kommunikationsstrategien rechter Akteure. Letzteres wurde auch im Workshop ausprobiert und stieß auf viel Begeisterung. Mehr zu Haus Neuland und dem Projekt ist auf der Webseite zu finden:

KryptoKids und das geheime Netzwerk

(Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW)

“KryptoKids und das geheime Netzwerk” ist ein Abenteuerspiel zu den Themen Demokratiebildung und Extremismusprävention. Das Herzstück des Spiels bildet die Web-App, die in Verbindung mit analogen Rätseln und Methoden, die Spielenden durch die Abenteuergeschichte der KryptoKids leitet. Jessica Hackenbroch und Laura Hinzen führten die Teilnehmenden durch die ersten beiden Kapitel des Spiels und veranschaulichen den Einsatz des kostenlosen Workshopkonzepts im pädagogischen Kontext. Alle Informationen und Materialien inklusive einer detaillierten Anleitung sind auf der Projektwebseite zu finden:

https://krypto-kids.de/kk2_projekt/

Der Fachtag wurde zu großen Teilen über den YouTube Kanal des Projekts KryptoKids ausgestrahlt. Digital Teilnehmende hatten die Möglichkeit, dem Fachtag digital zu folgen, Fragen im Chat zu stellen und pro Tag einem Workshop beizuwohnen.

Die Veranstaltung wurde von Lena Morgenstern, Kok Hung Cheong, Nele Klatt, Jessica Hackenbroch und Laura Hinzen (Fachreferent*innen der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW) organisiert und umgesetzt. 

Wir danken allen Beteiligten für Ihre Beiträge und Teilnahme, die den angeregten Austausch über die beiden Veranstaltungstage erst möglich machten. Wir danken außerdem Karolina Albrich für die Moderation des Events und darüber hinaus besonders der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) für die Förderung des Projekts “KryptoKids und das geheime Netzwerk” und damit auch die Förderung des zweitägigen Fachtages.

Ein gemeinsames Projekt von

Gefördert von

Ein gemeinsames Projekt von

Gefördert von

© 2023 Fachstelle für Jugenmedienkultur NRW